Alfons begeistert und berührt

„Alfons – jetzt noch deutscherer“ – so der Titel des aktuellen Bühnenprogramms des Künstlers Alfons – verspricht eine ganz besondere „Deutschwerdung“. Dabei hält er, was er verspricht, und geht noch weit darüber hinaus. Alfons berichtet von den Umständen und Gründen für seine Einbürgerung in Deutschland, die mit einem Brief des damaligen Oberbürgermeisters von Hamburg, Olaf Scholz, im Jahr 2017 begann. Der Kabarettist mit der orangefarbenen Trainingsjacke wird nicht müde, die alles entscheidende Rolle seiner Großmutter, die er liebevoll grand-mère nennt, in seinem Leben zu erwähnen und ihr damit ein persönliches Denkmal zu setzen. Mit teils lustigen, teils erschütternden Geschichten über seine grand-mère, die nur knapp dem Tod im KZ Auschwitz entkommen ist, in das sie ihrem Schwiegervater freiwillig gefolgt war, berührt er sein Publikum, das an manchen Stellen nicht weiß, ob es lachen oder weinen soll. So hat diese faszinierende Frau im Laufe ihres bewegten Lebens nicht nur eine freundschaftliche Beziehung zum damaligen französischen Präsidenten François Mitterrand aufgebaut, sondern auch trotz aller schrecklichen Erfahrungen mit dem ehemaligen KZ-Aufseher Karl-Heinz Freundschaft geschlossen. Diese Großherzigkeit von grand-mère ist es auch, die ihn schließlich den Entschluss fällen lässt, die deutsche Staatsbürgerschaft zusätzlich zur französischen anzunehmen – natürlich von Olaf Scholz.

Und dann sind da natürlich noch die Klischees und Witze über die deutsche Pünktlichkeit und das unterschiedliche Streikverhalten der Deutschen und der Franzosen, die stets auf den Punkt gebracht werden. Eine liebevolle Hommage an die kleinen Besonderheiten der beiden Länder, die zum Motor der europäischen Vereinigung geworden sind.

Ein Abend voller Kontraste, der doch nur eins im Sinn hat: Versöhnung, Toleranz und Völkerverständigung. Bekräftigt wird dieser Appell noch durch das abschließende Lied „Göttingen“ der französischen Sängerin Barbara, das dieser Botschaft noch musikalischen Nachdruck verleiht.

Auch die anwesenden Oberstufenschülerinnen und -schüler der Kemptener Gymnasien und Realschulen konnten sich dieser gleichermaßen humorvollen und berührenden Lebens- und Familiengeschichte des Künstlers nicht entziehen und spendeten begeistert Applaus. Außerdem bot eine Nachbesprechung mit Alfons den Jugendlichen die Gelegenheit zu Fragen und einer Vertiefung der Themen Demokratie und Fremdenfeindlichkeit. Entscheidende Themen in unruhigen Zeiten.

Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei der Margaretha- und Josephinen-Stiftung und der Stadt Kempten – insbesondere bei Frau Härle – bedanken, durch deren großzügige Unterstützung unsere Schülerinnen und Schüler kostenlos in den Genuss dieser Vorstellung kamen.

Merci beaucoup!

Martina Förster

 

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