„Zeit für mich – Zeit für Andere“ – Besinnungstage der Q11

Viele Veranstaltungen in diesem verrückten Jahr wurden abgesagt, nicht aber die Besinnungstage für die Q11: Und so machten wir uns im Oktober – und damit noch vor dem Lockdown im November – unter dem Motto „Zeit für mich – Zeit für Andere“ auf den Weg ins Jugendhaus Elias in Seifriedsberg. Dank des guten Hygienekonzepts des Hauses durften wir im Rahmen des Religions- und Ethikunterrichts dort zwei tolle Tage (leider ohne Übernachtung) verbringen.

Dieses Jahr gab es eine Besonderheit bei den Besinnungstagen: Ein Forscherteam der Ludwig-Maximilians-Universität München war zu Besuch. Es arbeitet zur Zeit an dem Projekt „Lernen analog und digital – Zeugnisse von Holocaust-Überlebenden im Unterricht“ und wir waren die erste größere Schülergruppe, die daran teilnehmen durfte. Es wurde ein 3D-Video gezeigt, in dem der Holocaust-Überlebende Abba Naor seine Geschichte erzählt. Wir erfuhren, wie sein Leben vor und nach dem Einmarsch der Wehrmacht in seiner Heimat Litauen im Jahr 1941 aussah und wie es sich durch die Entstehung erster jüdischer Ghettos veränderte. Als Jude war Abba Naor war in mehreren Konzentrationslagern gefangen, bis er schließlich beim Dachauer Todesmarsch im Mai 1945 von den Amerikanern befreit wurde.

Nach dem Video konnten wir über eine App an Abba Naor Fragen stellen. Anhand von Stichwörtern in diesen Fragen sucht ein spezielles Computerprogramm die richtige Antwort heraus und spielt die entsprechende Videoszene ab. Mittels unserer Fragen können die die Forscher/-innen Rückschlüsse daraus ziehen, was Jugendliche an dem Thema interessiert und wie sie ihre Fragen stellen – und so kann das Team sein Projekt weiter anpassen.

Wir finden das Projekt sehr spannend und auch sehr wichtig, da man auf diese Weise Erzählungen von Zeitzeugen über dramatische Ereignisse, wie in diesem Fall den Holocaust, für die Nachwelt erhalten kann und ein „Gespräch“ möglich ist, auch wenn die Zeitzeugen nicht mehr leben. Einen kurzen Einblick in das Projekt gibt der etwa 6-minütige Film, den im August 2020 der Fernsehsender 3sat zeigte: https://www.3sat.de/wissen/nano/200818-zeitzeugen-nano-104.html.

In der restlichen Zeit der Besinnungstage beschäftigten wir uns nicht mit der Vergangenheit, sondern mit uns selbst: Eine Stillewanderung, Sokratische Gespräche in wechselnden Zweiergruppen, eine Kritzelmeditation, das Basteln von „Ich-Boxen“, die Vorbereitung und Durchführung einer Andacht und weitere Programmpunkte halfen uns, über uns und unser Leben nachzudenken und sich über einiges klar zu werden.

Die zwei Tage waren für alle sehr interessant und entspannend – eine gelungene Abwechslung zu dem Alltag in der für uns alle neuen Oberstufe.

Anna Thümmler (Q11)

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